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St. Philippus und St. Jakobus (1772-75) -katholische Kirche in Badenheim

Von einer Kirche in Badenheim ist urkundlich erstmals 1341 die Rede. Sie wurde damals dem St. Albanskloster in Mainz einverleibt. Die Kirche war eine Pfarrkirche und den heiligen Aposteln Philipp und Jakob geweiht.


In der Zeit der Glaubensspaltung ging die Pfarrei ein, die Reformierten übernahmen das Gotteshaus. Nachdem Ende des 17. Jahrhunderts in den Jahren der französischen Okkupation die Kirche wieder für kurze Zeit katholisch war, wurde sie 1697 im Frieden von Ryswick zu einer Simultankirche erklärt, d.h. Reformierte und Katholiken benutzten die Kirche gemeinsam.

Im Jahr 1707 wurde den Katholiken durch einen Machtspruch des schwedischen Königs, dem seit 1681 die pfälzisch-zweibrückischen Lande unterstanden, die Benutzung der Kirche verboten. Sie wurde 1719 dann lutherisch, 1720 katholisch und 1735 wieder simultan. Das Simultaneum zwischen Katholiken und Lutheranern dauerte bis zum Jahr 1772. Man verglich sich und die Katholiken überließen den Lutherischen die Kirche allein. Mit einer entsprechenden Abfindungssumme ließ Graf Schönborn 1775 für die Katholiken die jetzt noch stehende Kirche erbauen.

Es handelt sich um einen Saalbau mit dreiseitig geschlossenem Chor. Über dem Portal befindet sich das Schönborner Wappen, darüber in einer Nische eine hölzerne Verkündigungsmadonna. Der Hochaltar stammt wahrscheinlich aus der Hauskapelle des Grafen Eltz in Mainz. Die Orgel wurde 1788 gebaut.

(Quelle: Dehio, Brilmayer, >>www.regionalgeschichte.net)

Jakob, Jacob Peter, Pfarrer, 1950 zum Ehrenvorsitzenden, 14. Juni 1950

Pfarrer JakobEs war eine spontane Ernennung anläßlich der Gründungsversammlung. Ist er doch durch die Schaffung der ersten Heimattage in Badenheim in den Jahren 1948 - 1950 zum Begründer fast aller Heimattage im Kreisverband des "Binger Landes" geworden. Historisch gesehen gehört er in jenen sogenannten "Badenheimer Kreis", der die historischen Anknüpfungspunkte an Isaac Maus und auch Heinrich Bechtolsheimer gegeben hatte. (Dr. Richard Dereich: in Heimatjahrbuch 1957, S. 51)

Vor 50 Jahren starb Pfarrer Jakob Peter Jakob. Am 11. Januar 2004 jährt sich zum 50. Mal der Todestag von Pfarrer Jakob Peter Jakob, des Ehrenvorsitzenden der Vereinigung der Heimatfreunde am Mittelrhein. Am 22. Februar wäre er 79 Jahre alt geworden. Er starb in seiner für ihn als Ruheständler eingerichteten "Austragsstube" im Obergeschoss des katholischen Pfarrhauses zu Badenheim. Dieses stattliche Pfarrhaus, ein Massivbau mit Krüppelwalmdach und schöner Treppe im Inneren, war als gräflich Schönbornsche Amtskellerei erbaut, datiert 1783, infolge der Französischen Revolution 1789 wohl aber nie als solche wirklich benutzt worden. Am 14. Januar 1954 wurde Jakob Peter Jakob zu Grabe getragen. Unter großer Anteilnahme der Badenheimer aus beiden Konfessionen und zahlreicher Heimatfreunde aus ganz Rheinhessen und darüber hinaus. Ergreifend die Rede desPfarrer Jakob Haus evangelischen Pfarrers von Bosenheim und Pfaffen-Schwabenheim, Hans Mathes, eines Frei-Laubersheimers. Pfarrer Jakob hatte, als er noch in dem Freilaubersheim benachbarten Fürfeld Pfarrer war, den jungen Mathes in Latein unter-richtet. In Pfaffen-Schwabenheim begegneten sie einander im gleichen Beruf wieder; die katholische Gemeinde dort war Filiale von Badenheim, wohin Pfarrer Jakob versetzt worden war.
In der Gründungsversammlung der Vereinigung der Heimatfreunde am 14. Juni 1950 auf Burg Klopp wurde Pfarrer Jakob Peter Jakob spontan zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Er war von 1948 bis 1950 derjenige, der zu fast allen Heimattagen den Anstoß gab, begonnen mit dem von ihm selbst in Badenheim organisierten und geleiteten ersten Kulturtag zwischen Appel- und Wiesbach. Geboren wurde Pfarrer Jakob am 22. Februar 1875 in Gau-Bickelheim als Sohn des aus einer Mühle im Odenwald stammenden katholischen Lehrers Nikolaus Jakob und dessen im Rheinhessischen beheimateten Ehefrau Maria Magda-lena Euler. Somit jährt sich sein Geburtstag 2005 zum 130. Mal. Am Tag seiner Geburt war "der Rhein noch feste zugefroren". Das galt auch für Appel- und Wiesbach. "...da musste in der Frühe des nbrechenden Tages der damals l8-jährige Onkel Wilhelm Beck aus der ,Brätgass' in `Beckelem' die Schlittschuhe anziehen und auf der Bach (Wiesbach) ins benachbarte Wallertheim eilen, den Großeltern zu melden, dass der Stammhalter angekommen sei." So hat es Pfarrer Jakob später selbst beschrieben und hinzugefügt: "Auch der gute Pfarrer Hinkel in Gau-Bickelheim, ein sonderlicher Liebhaber der hebräischen Sprache, freute sich, dass dem jungen Herrn Schullehrer, der im Rathaus wohnte, ein Söhnlein geboren sei, dessen voller Name schon im ersten Buch der Bibel geschrieben steht: ,...da redete Gott zu Israel in einem Nachtgesichte. Er sprach: Jakob, Jakob! Der antwortete: Hier bin ich.' (1.Moses 46,2.)." "Weil es damals so arg kalt war," ist Pfarrer Jakob, wie er später berichtete, zu Hause, "also im Rathaus", wo die Lehrerfamilie ihre Wohnung hatte, getauft worden. "Dort hat auch der Kleine beim letzten Besuch des Mainzer Bischofs Wilhelm Emanuel von Ketteler in Gau-Bickelheim den Segen dieses großen Kirchenfürsten empfangen. Allerdings hatte der kleine Lauser, der gerade so ein bisschen laufen konnte, kurz vor dem Eintritt des hohen Herrn in echt kindlicher Weise durch Menschliches, Allzumenschliches ein wenig gegen die Etikette gesündigt, ein Verbrechen, dessen Spuren die junge Frau Lehrer noch gerade rechtzeitig beseitigen konnte." Genauso hat der alte Pfarrer dies in der ihm eigenen humorvollen Weise in einer Plauderei in der Allgemeinen Zeitung berichtet. Wie das Badenheimer katholische Pfarrhaus gehört auch das ebenso stattliche Gau-Bickelheimer Rathaus mit der dreischiffigen Halle im Erdgeschoss, mit den noch aus dem 16.Jahrhundert stammenden großen Ladenfenstern und den zwei im rückwärtigen Teil eingemauerten ornamentierten Türstürzen, zu den erhaltenswerten rheinhessischen Kunstdenkmälern. Auch das Rathaus trägt ein Krüppelwalmdach, 1794 datiert. Beides Relikte aus dem Ancien Regime. Faszinierend aber nicht nur für den Pfarrer, in dessen Leben sie eine Rolle spielten, auch für uns. Absolutistisch regiert wollte auch er nicht werden, so wenig wie wir heute. Am 14. April 1894 wurde Jakob Jakob in das Mainzer Priesterseminar aufgenommen. Weil Vor- und Familiennamen gleichlautend waren, und dies später bei Veröffentlichungen hinderlich war, durfte er 1909 seinem bei der Taufe erhaltenen Vornamen "Jakob" noch einen zweiten, den Vornamen "Peter", hinzunehmen.
Nach der Priesterweihe durch Bischof Paul Leopold Haffner wurde er am 26. März 1898 Kaplan in Bensheim, später in Groß-Steinheim, danach in Bingen und schließlich Pfarrer im rheinhessischen Fürfeld. Seine Liebe galt, wie oben bereits gesagt, neben seiner Berufung zum Seelsorger der Geschichte seiner rheinhessischen Heimat. Er erkannte sehr bald, "dass die Geschichte des christlichen Glaubens eng mit der Geschichte des Dorfes verwoben war", so der evangelische Kirchenhistoriker Heinrich Steitz, "eine Trennung von Dorf- und Kirchengeschichte" also "unmöglich schien". Pfarrer Jakob suchte nach Quellen, nicht nur in der bereits erschienenen Literatur, sondern auch in den Beständen des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt. Es entstand die "Chronik des Marktfleckens Fürfeld", der erste Teil 1909 zur Ortsgeschichte, der zweite Teil 1910 zur Geschichte der Kirchen und der Kirchengemeinden. Auch mit dem Hofgut Iben beschäftigte sich Pfarrer Jakob. Nach Badenheim kam Jakob Peter Jakob als katholischer Seelsorger 1924. Was er dort beim Blick in die Geschichte dieses Dorfes fand - ein ganzes Jahrhundert des schrecklichsten Konfessionsstreites, der bereits 1695 mit einer Geiselnahme von Badenheimer Bürgern durch die Junker Faust von Stromberg, damals Lehnsträger des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken und Ortsherren zu Badenheim, begann. Dieses Bubenstück sollte die Pfalzgräfin Charlotte Friederike dazu bewegen, den lutherischen Badenheimer Pfarrer durch einen katholischen Geistlichen zu ersetzen. Charlotte Friederike residierte auf der Burg Landsberg über MoscheI. Der Herzog saß als Karl XI. in Stockholm auf dem schwedischen Königsthron. Pfarrer Jakob berichtet in seiner Chronik: "Pfalzgräfin Charlotte Friederike schrieb am 17. Januar 1696 den Gebrüdem Faust, sie müsse alles bisherige Faust-Strombergische Verfahren zu Badenheim, weil solches auf das vielfältige Erinnern nicht rückgängig gemacht worden, an Seine Königliche Majestät in Schweden melden." Bei Pfarrer Jakob scheint der Wunsch, der eindringliche Wunsch der Badenheimer auf, dass dieser schlimme Konflikt beendet werde: Als am 11. Dezember 1707 der katholische Ortsgerichtsmann Heinrich JockeI (JackeI), "Vormann" der Badenheimer Katholiken, Geisel von 1695, im Alter von 75 Jahren gestorben, zu Grabe getragen wird, ist "ein starkes Geleit von Katholiken, Lutherischen und Reformierten... zugegen. Da entschließt sich Pfarrer Simon [ein in Köln geborener Karmeliterpater vom Kreuznacher Karmel] rasch zu einer Leichenrede und hält eine solche am offenen Grabe aus dem Stegreife - ein Beweis, dass er ums Wort nicht verlegen war, dass vom Verblichenen Gutes gesagt werden konnte, und dass die Bevölkerung eigentlich den Frieden liebte." So formuliert, auch des Pfarrers eigene großartige Haltung bezeugend.
Es gibt ein Bild von Paul Klee, das Angelus Novus heißt. Der jüdische Schriftsteller Walter Benjamin schreibt über dieses Bild: "Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind angespannt. Der Engel der Geschichte muss so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft..." Diesem "Engel der Geschichte" ist offenbar auch Pfarrer Jakob begegnet, als er sich mit der leidvollen Badenheimer Geschichte auseinander setzte! Pfarrer Jakob sprach nie viel darüber, was ihn, den im Ort verbliebenen Ruheständler, dazu veranlasste, in jedem Leichenzug mitzugehen, ganz gleich, ob da ein Katholik oder ein Protestant gestorben war. Und er bemühte sich auch als amtieren-der katholischer Seelsorger stets darum, dass ein Verstorbener würdig zur letzten Ruhe gebettet wurde. Aber gelegentlich hörte ich aus seinem Mund: "Mein Gott, unser Kirchenrecht ist manchmal schon schwierig..." Wenn er kirchenrecht-lich selbst keine Möglichkeit sah, diesen oder jenen Katholiken nach römisch-katholischem Ritus zu bestatten, dann kümmerte er sich darum, dass ein anderer dem Verstorbenen den Liebesdienst einer christlichen Bestattung erwies. Pfarrer Jakob hatte immer ein gutes Verhältnis mit seinem protestantischen Konfrater im Ort; man sprach sich ab. Dies war, rundum gesagt, Ökumene vorgelebt! "Nur," sagte er, "nur einmal, da wollte mich einer offenbar ärgern." Auch jener protestantische Pfarrer versprach ihm zwar, den katholischen Toten, den Jakob Peter Jakob aus kirchenrechtlichen Gründen nicht beerdigen konnte, christlich zu beerdigen. Jener in Wahrheit unchristliche "Kollege' aber sagte dann am offenen Grab: "Da ging ein Mensch von Jericho nach Jerusalem und fiel unter die Räuber. Es kam ein Priester vorbei, auch der ließ ihn liegen..." Pfarrer Jakob: "Mit diesem Herrn habe ich kein Glas Bier mehr zusammen getrunken; möge mir der Himmel dies verzeihen."

Quelle: Heinrich J. Maurer, Heimatjahrbuch des Landkreises Mainz-Bingen 2004, S. 252ff